Finki

Rockfestivals gibt es bereits seit den frühen 1960er Jahren. Viele von ihnen waren wichtige sozio-kulturelle Meilensteine, die ihre Besucher zuweilen ein Leben lang prägten – Monterey, Woodstock, Altamont, Pinkpop, Fehmarn … die Liste ist lang und ließe sich beliebig fortsetzen.

Die aktuellen Festivals ↑ sind oftmals perfekt organisierte und kommerzielle Massenveranstaltungen, die sich vom einstigen „Underground-Feeling“ ziemlich weit entfernt haben. Allein das Burg-Herzberg-Festival ↑ im hessischen Breitenbach hat sich vom Mainstream bisher nicht vereinnahmen lassen und gilt heute als „letztes Hippie-Festival“ Europas.

Wer genauer hinschaut, wird aber feststellen, dass auch eine Reihe kleinerer Festivals den Verlockungen des großen Geldes widerstanden haben und zu Refugien des aktuellen Undergrounds geworden sind. An der Spitze steht unangefochten das legendäre Finkenbach-Festival ↑ im Odenwald, auf dem sich seit mittlerweile 33 Jahren um die Veranstalter „Guru Guru“ herum jedes Jahr einstige Krautrock-Größen und Überlebende des internationalen Rockzirkus versammeln und jede Menge Spaß haben (und verbreiten).

In den 00er Jahren hatte das Finki-Festival mit großen Problemen zu kämpfen. Ganz wie in den alten Zeiten wollten die damaligen Landesregierungen von Hessen und Baden-Württemberg zeigen, was sie vom alljährlichen Treffen der Alt-Hippies, Krautrockfans und Nonkonformisten hielten. Nach einem Bericht der Website German Rock ↑ gab es jahrelang vor, während und nach dem Festival so massive Ausweis-Kontrollen, Blut- und Urintests und Einsätze von Spürhunden, dass jeder Besucher und Einwohner in diesen Tagen mindestens einmal, die meisten aber mehrfach kontrolliert wurden: „Durchschnittlich zehn Besucher durften sich einen Beamten teilen, oder weniger blutrünstig ausgedrückt: fast jeder Finkenbacher (400 Einwohner) hatte für fast eine Woche seinen persönlichen Polizisten“. Auch auf dem Festivalgelände tummelten sich zahlreiche (liebevoll Spitzel) genannte Beamte und Beamtinnen. Die Ausbeute dieser Einsätze war jedoch stets so gering, dass sich derart massive Kontrollen politisch wohl nicht mehr durchsetzen ließen (auch haben beide Länder heute andere Regierungen, was ebenfalls einen Teil zur Befriedung der Verhältnisse beigetragen haben mag).

Heute ist das „Krautrock-Meeting“ ein entspannter Höhepunkt im Jahreslauf der vielen Fans dieses Festivals: „3 Tage Campen & 2 Tage Musik & Erholung“. Ein Highlight des Festivals ist natürlich in jedem Jahr der Auftritt von Guru Guru, die nach so vielen Band-Jahren immer noch traumhafte musikalische Reisen auf die Bühne bringen (Mani Neumeier ist ein Ur-Finkenbacher). Aber auch der „Rest“ kann sich absolut sehen lassen. Wenn Mani Neumeier ruft, kam und kommt die Crème de la Crème des Krautrocks nach Finkenbach, selbst die verschollenen und totgeglaubten (Faust! Kraan! Ton Steine Scherben!).

Auch 2015 ist das Programm wieder bunt gemischt ↑. In der Nacht von Samstag auf Sonntag spielt in diesem Jahr die Düsseldorfer Band „Vibravoid“, die sich – auch äußerlich – ganz dem Styling und dem Sound der 1960er Jahre verschrieben hat. Pink Floyd, Can, Hawkwind, Iron Butterfly heißen die Koordinaten von Vibravoid. Die Band versteht sich jedoch keinesfalls als Retro-Band, die einfach nur alte Sounds wiederbeleben will. Vibravoid setzen da an, wo der Psychedelic-, Acid- und Progressiv-Rock der 1960er und 1970er Jahre aufgehört hat und setzen ihn fort. Das klingt daher nicht nur ausgesprochen modern, sondern z.T. besser als die Vorbilder. Nachzuhören z.B. hier mit „The Politics Of Ecstasy“ und natürlich auf dem Finkenbach-Festival. Die anderen Videos sprechen wohl für sich … Guru Guru mit „Der Elektrolurch“ … und einige Festivaleindrücke.

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Wilfried

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