Okta Logue

Der französische Regisseur Olivier Assayas versucht in seinem aktuellen Film „Die wilde Zeit“ einige Lebensstationen politisch aktiver Jugendlicher in den 1970er Jahren zu zeigen. Auf einen in den 70ern aufgewachsenen Zeitgenossen wirken seine Probleme, geeignete (Jung-)Schauspieler für den Film zu finden, zunächst recht beklemmend: „Die haben kein Wort verstanden und mussten die Dialoge wie eine Fremdsprache lernen. Es war sehr schwer junge Darsteller zu finden, die in die Stimmung dieser Zeit passten. Beim Casting haben viele kluge und interessante Jugendliche vorgesprochen, die jedoch zu sehr in den Werten und Vorstellungswelten der Gegenwart gefangen waren. Nur eine kleine Minderheit war in der Lage sich intuitiv in diese Zeit hineinzuversetzen …“ („Pop-Kultur wurde als bürgerlich abgetan“, ZEIT Online, 30.05.2013 ↑).

In die gleiche Kerbe haut die Journalistin Sibylle Berg auf Spiegel Online in ihrem Beitrag „Wo, verdammt noch mal, sind die Verrückten?“ ↑: „Menschen, die jünger sind als 40? Die sehen doch alle gleich aus, denkt der Mensch über 40: Sie sind sauber, gesund, gutriechend, enthaart, leistungsfähig und unauffällig. Wie öde, wie ekelhaft. Wo sind all die Freaks geblieben? Wo sind die Gruftis, Skins und Punks?“

In der Tat scheint die Kluft zwischen damals („lieber lebendig als normal“) und heute („wann kommt das nächste iPhone auf den Markt?“) beträchtlich, wenn nicht unüberbrückbar zu sein. Allerdings ist es wichtig, auch seine eigenen Vorstellungen und Ideale hin und wieder einmal kritisch zu überprüfen. Die Musik- und Jugendkulturen funktionieren heute einfach anders, und im riesigen Angebot an Sounds und Styles geht manches unter, was man eigentlich enthusiastisch begrüßen würde.

Dies gilt auch und gerade für das aktuelle Musikgeschehen. Auf eine Band wie „Okta Logue“ muss man einfach hinweisen, es wäre ein Verlust, sie nicht zu kennen und mit allen Sinnen wahrzunehmen. Der Sound dieser gerade international durchstartenden Jungens-Band aus dem südhessischen Griesheim bei Darmstadt erinnert viele an das Pink-Floyd-Universum der 70er, aber auch manche Indie-Sounds sind in die Songs der Band eingewoben. Solchen Klassifizierungen widersprechen die Bandmitglieder jedoch vehement: „Dass der gerne (ihr Sound, W.) – vor allem von älteren Zuhörern – mit Pink Floyd assoziiert wird und alle Welt von Okta Logue als Progressive- oder Psychedelic Rocker spricht und damit auch ein Begriff wie Retro einhergeht, gefällt den Musikern aber nicht. ‚Diese Begriffe sind so abgekaut‘, moniert Herz. Ihr Klangkosmos ist gewachsen und Ausdruck musikverliebter Menschen, die als lebensfrohe Melancholiker Hoffnung verbreiten wollen“ (zitiert nach OP Online ↑).

„Das ist nicht meine Musik“ oder „Rock-Musik ist langweilig“ finden viele Jugendliche, andere wiederum schwören auf die zeitlose Kraft und Energie dieser Musik, die sie genau so gepackt hat wie einst ihre Eltern. „Wir lassen uns generell von schöner Musik beeinflussen, dem Rauschen des Meeres und dem Geräusch von Flugzeugen, wenn sie das Rollfeld verlassen. Uns beeinflussen die Momente, in denen man weder schläft noch wach ist … Der Ausdruck unserer emotionalen Bedürfnisse in Kombination mit einem bestimmten Geist der Vergangenheit: Daraus kreieren wir ein neues musikalisches Konzept“ (zitiert nach Laut.de ↑).

„Okta Logue“ haben ihren eigenen Youtube-Channel, aus dem wir abschließend gleich drei Songs aus ihren beiden empfehlenswerten Alben „Ballads Of A Burden“ (2012) und „Tales Of Transit City“ (2013) hören. „Lässig und clever“ nennt sogar ein Massenblatt wie die „TV-Spielfilm“ diese Musik und diese Band, ein Youtube-User kommentiert: „makes me hazy“. Musik mit Suchtgefahr für offene Ohren und Herzen – laut wie leise gut anzuhören: „Transit“, „Bright Lights“ und „Let Go“.

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Wilfried

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