R.I.P. Captain Beefheart

Am Freitag starb einer der großen Unbekannten der Rockmusik mit 69 Jahren an den Folgen seiner langjährigen MS-Erkrankung. Don Van Vliet alias Captain Beefheart hat sicherlich nicht viele Platten verkauft (womöglich ist er deshalb auch 1982 komplett aus dem Musikgeschäft ausgestiegen und betätigte sich fortan als Maler), aber es ist heute unbestritten, dass er einen massgeblichen Einfluss auf viele Indepentend-Bands von Punk über New Wave bis hin zu den White Strips ausübte.

Sein „Meisterwerk“ Trout Mask Replica von 1969 wird vom Rolling Stone als Nummer 58 der 500 besten Platten aller Zeiten geführt. Frank Zappa hat das Doppelalbum produziert – und wenn man die Musik von Captain Beefheart hört, weiss man auch, woher Zappa einen Großteil seiner Inspiration bezog – und zu einer radikalen Mischung aus Rock, Jazz, Blues und atonalen Klängen geformt. Vielleicht war Captain Beefheart sogar der Erste, der die Rockmusik für avantgardistische Klänge und Visionen öffnete. Die Platte teilt ein ähnliches Schicksal mit James Joyce‘ „Ulysses“, einem Buch, das als eines der absoluten literarischen Meisterwerke des 20. Jahrhunderts gilt, aber von den wenigsten wirklich gelesen wurde. Manchem gilt das Buch auch als unlesbar. Wer Trout Mask Replica auf den Plattenteller legt, braucht ähnlich viel Mut …

Mir persönlich gefiel der ausgeflippte und schräge Psycho-Blues, den er sonst auf den meisten seiner Platten spielte, oft besser als die atonalen Kaskaden von Trout Mask Replica. Ein Outsider war Captain Beefheart jedoch immer, und „normale“ Musik sollte niemand erwarten, der eine Platte von ihm hört. Der Auftritt von Captain Beefheart und seiner Magic Band am 27. Januar 1968 am Strand von Cannes – das passt – machte die US-Band auch in Europa bekannter. Wir hören und sehen ein Youtube-Video mit den Stücken „Electricity“ und „Sure ‚Nuff ‚N‘ Yes I Do“ – Songs, die die mutigeren 70er-Jahre-DJs auch durchaus mal in den progressiven Diskos dieser Jahre spielten.

Wilfried

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