Die Zukunft des Musikhörens

Die Diskussion über die Zukunft des Musikhörens wogt hin und her, zuletzt auch wieder im Rolling-Stone Forum „Das musikalische Philosophicum“ ↑. Während die einen von der Zukunft der CD schwärmen – angeblich werden noch immer zwei Drittel der Erlöse der Musikindustrie mit CDs gemacht (vor allem in Deutschland) – und von der kulturellen Wertigkeit von „Booklets“ und „Liner Notes“ überzeugt sind, fragen sich die anderen, warum man Musik überhaupt noch besitzen müsse, wenn man doch mit ein paar Mausklicks Zugriff auf fast jeden Song der Welt hätte …

Die Zukunft des Musikhörens hängt vermutlich stark mit der Rolle zusammen, die Musik im Leben der Generationen spielte und spielt. Musik zu hören war früher intensiver und wichtiger, heute ist sie immer noch präsent, aber bei vielen nur noch das trendige Hintergrundgeräusch des Alltags. Wenn man Musik bzw. deren Datenträger wie die CD oder Vinyl-Schallplatten nicht mehr in Händen halte, werde sie zum Wegwerfprodukt, verflüchtige sich irgendwie und verliere an Bedeutung, heißt es dementsprechend.

Auch die überall aus dem Boden sprießenden Streaming-Dienste ↑ müssen sich viel Kritik gefallen lassen. Insbesondere die winzigen Summen, die pro abgespieltem Stück an die Künstler ausgezahlt werden ↑, seien ein Unglück und schadeten letztlich der ganzen Musik-Kultur.

Viele der Argumente gegen die Streaming-Dienste im Internet sind meines Erachtens nicht grundsätzlich stichhaltig. So erhält zwar ein Künstler z.B. bei der BBC 50 Euro, wenn sein Song im Radio gespielt wird, aber das dann eben auch nur ein paar Mal, wenn er nicht gerade einen großen Hit gelandet hat. Streaming-Dienste wie z.B. das deutsche Simfy ↑ zahlen zwar nur kleinste Cent-Summen aus, halten das Angebot aber auch über Jahre hinweg vor, so dass ein Künstler die Chance hat, nicht nur in den Veröffentlichungswochen, sondern ständig einen Obulus für sein Werk zu erhalten. Zudem zahlen die Streaming-Dienste zusammengenommen insgesamt bereits dutzende Milliarden Dollar an die Musikindustrie aus, so dass man in diesem Zusammenhang wohl eher von einer problematischen – weil ungerechten – Verteilung der Einnahmen sprechen müsste.

Nach einem Jahr Mitgliedschaft bei Simfy kann ich sagen, dass die beständige Verfügbarkeit und die große Auswahl den wichtigsten Vorteil der Streaming-Dienste ausmachen. Endlich einmal bin ich als Konsument autonom und kann auswählen, was ich will, und das in einer mittlerweile exquisiten Tonqualität. Mir gefallen von einer CD nur ein oder zwei Stücke? Dann höre ich eben nur diese Stücke und bezahle auch nur für diese Stücke. Ich möchte mir ein paar neue Platten oder wahlweise ein paar ganz alte Platten anhören? Im Gegensatz zu dem letztlich beschränkten Angebot meiner eigenen Musiksammlung oder der des nächsten CD-Ladens ist beim Musik-Streamer meiner Wahl (fast) alles vorhanden, ob alt oder neu, immer.

Die Möglichkeiten, Musik zu hören, sind bei und mit den Streaming-Diensten vielfältig und zeitgemäß und daher sicher ein Teil der Zukunft des Musikhörens. Eine Entscheidung für einen Streaming-Anbieter ist jedoch keine Entscheidung gegen die CD oder das Vinyl. Ganz im Gegenteil, alle Arten des Musikhörens haben ihre Vor- und Nachteile, und alle werden auch weiterhin bestehen und sich dabei ergänzen. Den Musikhörer und Käufer von Musik wird es freuen, denn auch seine Möglichkeiten und seine „Macht“ nehmen zu.

Die meisten Streaming-Dienste machen auch eigene Vorschläge. Sinkane’s LP „Mars“ wäre sicher nicht in mein Gesichtsfeld geraten – obwohl es sich um eine der besten Platten des Jahres 2012 handeln dürfte – wenn Simfy mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Ahmed Galap alias Sinkane macht wahrlich globale Sounds und mischt dabei „Klangfarben des Pop mit nicht-westlichen Tönen zu fremdartigen Soundskulpturen“ ↑. Zuhören, tanzen, genießen!

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Wilfried

1 Gedanke zu „Die Zukunft des Musikhörens“

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