Als der Gitarrengott an die Ostsee kam

Der Kulturverein Li.F.T. zeigt am Samstag, dem 25. Mai, in Bippen/Restrup im Begleitprogramm der neunten „Musicland“-Party den selten aufgeführten Film „Jimi – Das Fehmarn-Festival“ – eine Dokumentation über das legendäre Openair-Festival auf der Ostseeinsel. Dort absolvierte Jimi Hendrix seinen letzten Auftritt vor seinem frühen Tod.

Ein Festival wagen

Love + Peace Festival Fehmarn 1970
Love + Peace Festival Fehmarn 1970, Plakat
Wir schrieben das Jahr 1970. Von der Ostseeküste aus startete ein bunt bemalter VW-Bus. Ziel seiner Besatzung war es, für das Fehmarn-Festival überall dort zu werben, wo sich Jugendliche, Studentinnen und Studenten treffen. Die Werbeträger kündigten die Creme de la Creme der damaligen Rockmusikszene an: Colosseum, Renaissance, Frumpy, Canned Heat, Joan Baez, The Greatest Show on Earth, Aardvark, Burning Red Ivanhoe, Ginger Baker’s Air Force, Emerson Lake & Palmer, Rod Stewart and the Faces, Peter Green, Ten Years After, Taste …

Viele kannten diese Bands. Vom „Beat-Club“, von Radiosendern, aus Musikzeitschriften. Manche vergötterten sie. Jimi Hendrix (wie auch andere Bands) hatten durch spektakuläre Auftritte in Woodstock Ruhm und Bekanntheit ins Unermessliche gesteigert. Gerade der Ausnahmegitarrist war es, der in Fehmarn als Höhepunkt des Festivals geradezu herbeigesehnt wurde. Das durfte man damals als Fan nicht verpassen. Da musste man hin.

Niemand geringeres als die Flensburgerin Beate Uhse habe mit einer Großspende das Engagement von Jimi Hendrix ermöglicht, erfährt man im Film. 200.000 DM habe sie den Veranstaltern überwiesen, um das Festival durchzuführen. Ein Betrag, der sich als zu gering erwiesen hätte, um die gewaltige Bühne, die Gagen und die Festivallogistik zu bezahlen. Von Uhses Spende sei etwa ein Drittel an Jimi Hendrix gegangen – exakter: an sein Management. Zeitzeugen zufolge hatte Hendrix selbst vor seinem Auftritt keinen Pfenning in der Tasche.

Der Film „Jimi – Das Fehmarn Festival“

Die Autoren Wolfgang Neitzel, Paul Kulms und Rasmus Gerlach haben viele derartige Anekdoten für den etwa neunzigminütigen Film aus dem Jahre 2010 recherchiert und dokumentiert. Sie lassen in Interviews ehemalige Festivalteilnehmer wie Inga Rumpf zu Wort kommen oder den großen Konzertveranstalter und Joan-Baez-Fan Fritz Rau. Historische Filmszenen mit Kameraschwenks über das gewaltige Gelände und die anreisenden Besuchermassen machen die Festivalatmosphäre auch für Spätgeborene erlebbar. Allerdings ist „Jimi – Das Fehmarn Festival“ beileibe kein Musikfilm. Konzertmitschnitte waren auf dem Festivalgelände damals verboten – man hätte es in den liberalen 1970er Jahren anders erwartet. Die wenigen im Film enthaltenen Bühnenszenen waren deshalb damals nur mit versteckter Kamera möglich.

Ein Festival vom Winde verweht

Am ersten und zweiten Festivaltag nahm das Schicksal seinen Lauf. Bei Sturm, eisigem Wind und peitschendem Dauerregen glitt das Festival ins Chaos ab. Viele Bands weigerten sich – aus gutem Grund –, bei diesem Wetter auf der gefährlichen, regennassen Bühne aufzutreten oder fuhren wegen des Sturms oder mangelnder Gagenzahlung gleich nach Hause.

Das Management von Jimi Hendrix hatte jedoch Vorkasse verlangt und erhalten. Die Veranstalter verlegten den Auftritt des Gitarrengottes auf den letzten Festivaltag, Sonntag, den 6. September. Die Sonne kam eine Zeitlang heraus und wärmte die Besucher auf dem schlammigen Festivalgelände. Der Auftritt von Hendrix soll grandios gewesen sein. Dieses letzte Konzert und sein Tod zwei Wochen später in London machten seinen Fehmarn-Auftritt zur Legende. – Am 27. November 2012 wäre der Ausnahmegitarrist Jimi Hendrix 70 Jahre alt geworden.

Um die Erinnerung an die denkwürdigen Fehmarn-Tage wachzuhalten, treffen sich seit 1995 auf der Ostseeinsel im September Jimi-Hendrix-Fans aus ganz Europa, um seiner fantastischen Musik mit hochkarätigen Gitarristen im Stile Hendrix‘ zu gedenken. Seit 2011 ist das Festival allerdings – wie es heißt, aus Naturschutzgründen – behördlich verboten. Die Filmautoren wollen mit ihrem Zeitdokument für den Erhalt des Festivals werben. Ein Teil des Eintrittsgeldes der neunten Restruper „Musicland“Party“ geht deshalb an die Filmemacher.

Überregional bekannt: Die „Musicland“-Party“

Zum Event erwarten die Veranstalter wieder Musikfans aus ganz Weser-Ems, die ihre Jugend in den alternativen Tanzschuppen der Region verbracht haben und von denen manche auch beim Fehmarn-Festival dabei waren. Aus Rücksicht auf das Champions-League-Finale wird der Film im Zeltkino im Hof der „Compagnia Buffo“ ab circa 23:00 Uhr gezeigt. Jeder Gast hat so die Möglichkeit, den Film am Abend zu sehen.

Von 21:00 Uhr bis circa 23:00 Uhr gibt es im Theatersaal ausgewählte, tanzbare Funk- und Soulstücke für die Gäste, die weniger fußballbegeistert sind, aus dem Schallplattenschrank von Harald Keller. Ab circa 23:00 Uhr übernehmen Gisbert Wegener und Harald Keller die Turntables und das Lichtmischpult gemeinsam und verwöhnen die Gäste mit ausgesuchter Musik aus den Sechziger-, Siebziger- und frühen Achtzigerjahren und authentischer Lightshow. Die „Musicland“-Party wird auch diesmal wieder ausschließlich von ehrenamtlich tätigen Musikfans ausgerichtet und verfolgt keine kommerziellen Interessen.

Die neunte „Musicland“-Party“

Termin: 25. Mai 2013.
Ort: Theatersaal der Compania Buffo in Bippen/Restrup.
Einlass und Beginn: 21:00 Uhr mit Open-end. Eintritt: 5,- Euro
Mit Filmvorführung im Zeltkino im Innenhof: „Jimi – Das Fehmarnfestival“. D 2010. 90 Min. Von Rasmus Gerlach, Wolfgang Neitzel und Paul Kulms.
Beginn circa 23:00 Uhr.

Gisbert

2 Gedanken zu „Als der Gitarrengott an die Ostsee kam“

  1. Habe mir heute die Route ausdrucken lassen…mit großer Wahrscheinlichkeit bin ich in Restrup dabei. Schließe mich Christa an…bin auch gespannt…wie Sau…:-)
    Marion

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  2. Ich finde es schön, die Vergangenheit auf diese Weise wieder aufleben zu lassen. Ausserdem bewundere ich Euren Einsatz für diese tolle Veranstaltung. Hut ab….Freue mich und bin gespannt wie ein Flitzebogen….bis zum 25.Mai
    Christa

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