Wer sich für Diskotheken und Musik-Clubs und ihre Geschichte interessiert, hat es sicherlich registriert: am 2. Februar 2013 wurde in Hamburg der Mojo-Club wiedereröffnet, der gemeinhin als einer der stilprägendsten deutschen Musik-Clubs der 1990er Jahre gilt und in Europa wohl nur noch von den Londoner Clubs übertroffen wurde und wird.
Man darf sicher behaupten, dass die Musik, die dort von Platte oder live gespielt wurde – Dancefloor-Jazz genannte Sounds zwischen Elektonik, Jazz, Soul, Funk sowie karibisch-südamerikanisch inspirierten Rhythmen -, neben Techno, HipHop und Grunge zu den innovativsten und eindringlichsten Musikströmungen der 1990er und auch noch der 00er Jahre gezählt werden darf.
Die Macher des Mojo-Clubs beschreiben den Club auf ihrer Website ↑ so: „die anfänge des mojo club entspringen 1989 dem wunsch, wenig beachtete musik einem immer größeren, neugierigen publikum abseits des mainstreams vorzustellen. tanzbare, oft obskure perlen aus jazz, soul oder bossa nova ebenso wie kontemporäre elektronische stile bilden die basis für eine anhaltende begeisterung und eine britisch inspirierte, internationale clubmusik. 2003 schließt der mojo club an der reeperbahn 1, die zeit wird im mandarin kasino überbrückt, 2013 beginnt mit der wiedereröffnung ein neuer abschnitt„.
Mit den Glitzer-Tempeln jener und auch dieser Tage hat(te) der Mojo-Club nur wenig gemein. In vielerlei Hinsicht ähnelte er stark den progressiven Diskotheken der 1970er Jahre, wenn auch mit anderer Musik und mehr Lifestyle-Accessoires als ehedem. Auf Spiegel Online einestags erschien 2008 ein sehr schöner Artikel mit dem Titel „Chill-Out auf der Reeperbahn“ ↑ in der Reihe „Legendäre Clubs“, der einem schlagartig verdeutlicht, was man „damals“ verpasst hat. Und nun bekommen wir mit dem neuen/alten Mojo-Club in den „Tanzenden Türmen“ ↑ am Anfang der Reeperbahn eine neue Chance!
Beim Mojo-Club stand stets die Musik im Vordergrund. Neben modernen oder modernisierten Sounds spielten die dortigen DJs gerne exklusive Fundstücke aus den 1960er und 1970er Jahren und schufen durch ihre Kunstfertigkeit, verschiedene Sounds zu einem immer tanzbaren Groove-Gebräu zu vermischen, fast eine eigenständige Musikgattung, mindestens aber eine neue Form des Musikerlebens. Die Musik des Mojo-Clubs kam so gut an, dass zwischen 1992 und 2008 insgesamt 13 CDs unter dem Motto „Mojo Club Presents Dancefloor Jazz“ erschienen, die einen guten Querschnitt durch die Mojo-Sounds bieten.
Mit „For What It’s Worth“ von „Sergio Mendes & Brasil ’66“ aus dem Jahr 1971 und „History Repeating“ von den „Propellerheads“ (featuring Shirley Bassey) von 1997 hören wir zwei typische Mojo-Songs, die ergänzt werden durch einen informativen Filmbeitrag zum Mojo-Club, wie er war und hoffentlich wieder wird.
Wilfried