Festivalitis

Festivals sind seit eh und je eine der Lebensquellen der Musik. Für die aktuelle Rockmusik gilt das in besonderem Maße. Seit Jahren drängen immer neue Angebote ↑ und Locations ↑ – zumeist mit Erfolg – ins Bewußtsein der Öffentlichkeit. Schon jetzt sind wieder Zehntausende von Karten für die nächste Festivalsaison verkauft.

Den Diskotheken haben die Festivals längst das Wasser abgegraben. Und das liegt wohl vor allem an der Experimentierfreude der Festivalmacher. Innovative Formen des Miteinanders, neue Hörerfahrungen, Musik abseits des Mainstreams erlebt man heute nicht nur, aber überwiegend auf den kleinen und großen Festivals der Saison.

Angefangen hat diese Entwicklung allem Anschein nach in der Jazzszene. Das traditionsreiche „Jazz-Festival Moers“ z.B. heißt heute nur noch Moers-Festival ↑ und gilt inzwischen weltweit als das Forum für freie und improvisierte Musik jenseits aller Genres und Klischees. Andere versuchten es erfolgreich mit einer ungewöhnlichen „Location“ wie das Elbjazz-Festival ↑ in Hamburg, das seine Künstler im Oberhafen auftreten lässt und wo die Besucher mit Booten von Bühne zu Bühne transportiert werden.

Manchmal sind es nur Kleinigkeiten mit unerwartet großer Wirkung ↑, die Aufsehen erregen. Auf dem „Pop-Kultur“-Festival, das in diesem Jahr im Berliner Techno-Club „Berghain“ stattfand, wurden den Besuchern beim Eintritt vorübergehend ihre Kameras abgenommen und die Handy-Linsen verklebt. So entstand eine fast altmodisch anmutende Atmosphäre, in der das Geschehen auf der Bühne wieder im Mittelpunkt der allseitigen Aufmerksamkeit stand.

Andere Innovationen greifen tiefer. Das nach dem amerikanischen Vorbild in Deutschland erstmals stattfindende Lollapalooza-Festival ↑ auf dem Berliner Tempelhof-Gelände integrierte in das Line-Up z.B. auch das „Kidzapalooza“ mit einem speziellen Programm für Kinder. Den Eltern offerierte man neben Lärmschutzkopfhörern und Babysittern Möglichkeiten zum Stillen und Wickeln der Kleinen sowie abgestimmte Verpflegungsangebote – und erschloss sich so auch gleich eine ganz neue Zielgruppe.

Den Vogel abgeschossen hat in dieser Hinsicht aber sicherlich das in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindende A Summer’s Tale-Festival ↑ in der Lüneburger Heide, das mit Musik, Kunst, Kultur und einschlägigen Workshops gleich ein ganz neues Festivalfeeling schaffen sollte, in dem die Musik zwar auch eine wichtige Rolle spielt, aber das Drumherum mindestens ebenso. Das gemächliche und alternative Treiben auf dem Festivalgelände fand auch spöttische Kommentare, aber die meisten Festivalbesucher waren begeistert und wollen wiederkommen. „Ein kultiviertes Sommermärchen“ nannte es der deutsche „Rolling Stone“, und warum auch sollte es nicht Festivals für Leute geben, die es (mittlerweile) etwas komfortabler haben möchten? Auf die weitere Entwicklung des Festivalangebotes darf man wohl gespannt sein …

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Wilfried

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