Das die fortschreitende Digitalisierung um uns herum viele Folgen hat, sollte mitttlerweile jeder und jedem geläufig sein. Ein Artikel auf Spiegel Online – „Digitale Dinge“ ↑ – bringt das gerade auf den Punkt und widmet sich dabei auch unserem Musikkonsum, der sich frappierend ändert und immer weiter ändern wird.
Laut Heise Online ↑ hört die Mehrheit der jungen Leute heute Musik online, d.h. damit auch unter Verzicht auf das, was einst Musikfans unter gutem „Sound“ verstanden, ein Smartphone oder Tablett mit Mini-Lautsprechern reicht ihnen völlig aus. Klagen darüber gibt es viele – „Auge sticht Ohr, Klang ist egal“ hieß es auch auf diesem Portal bereits.
Nach wie vor gibt es jedoch Menschen, die bewußt und voller Energie gegen das Downsizing des Musikgenusses ankämpfen und dabei insprierende Beispiele liefern, wie es auch gehen könnte.
Allen voran ist natürlich Neil Young mit seinem Online-Archiv ↑ zu nennen, das nicht nur sein komplettes Werk in bestmöglicher Qualität jederfrau und jedermann verfügbar macht, sondern auch einen gewissen Lerneffekt bietet – die verspielte Oberfläche zeigt anhand von diversen Anzeigen und Reglern an, mit welcher Qualität man gerade Musik hört, abhängig vom Computer und von der Bandbreite. So wird schnell hörbar, dass es nicht ausreicht, einfach nur gute Boxen an den Computer anzuschließen. Wenn der „Stream“ nur mindere Qualität bietet, z.B. in Form massiv komprimierter MP3s, kommt beim Hörer auch nicht mehr an. Neil Young prangert dabei auch die Praktiken diverser Musikdienste an, von denen z.B. „Apple Music“ ↑ nur etwa 5 bis 20 Prozent der Qualität eines Masters ausliefere …
Selbstverständlich gehören auch die – hier schon vorgestellten – „Classic Album Sundays“ von Radioproduzentin und DJane Colleen Murphy zu den inspierenden Beispielen im Kampf um den guten Sound.
Überhaupt scheint London ein gutes Pflaster für Musikliebhaber zu sein, und dies nicht nur wegen der zahlreichen mehr oder minder legendären Musikclubs und Konzerthallen. „Spiritland“ ↑ heißt eine Bar in London, die in punkto Musikqualität die Messlatte derzeit noch ein ganzes Stückchen höher legt. Ihr Gründer Paul Noble wollte eine Bar, die explizit ein Rückzugsort und gleichzeitig Eldorado für Musikliebhaber sein sollte. Nach japanischen Vorbildern hat er einen Ort geschaffen, der keine Tanzfläche aufweist und sich ganz dem Genuss der Musik verschrieben hat. Kern des „Spiritland“ ist eine Musikanlage, die eine halbe Million Pfund gekostet hat und die den Besucher ohne große Lautstärkeorgien in eine andere (Klang-)Welt führt, die es so auf der Welt kein zweites Mal geben dürfte. Mittlerweile schätzen viele Besucher das „Spiritland“ nicht nur als Musikparadies, sondern aufgrund seiner entspannten Atmosphäre und seines DJ- und Kulturprogramms auch als Treffpunkt der ganz anderen Art. Ein Traum.
Wilfried
In der FAZ war vor einiger Zeit ein Bericht über die japanische Musikbar. LG Gisbert