„Schwermetallanalysen“

„Heavy Metal“ oder kurz „Metal“ ist eine durchaus variantenreiche Musikrichtung und Subkultur, die aber im Kreis der Rockmusik-Fans kein besonders gutes Image genießt. Obwohl ihre Ursprünge im Hardrock der frühen 70er Jahre liegen und sie Blues-, Jazz- und Klassikelemente aufweisen kann, gilt sie bzw. gelten die Metal-Bands vielen eher als „prollig“, aggressiv und – ein bisschen langweilig.

Jetzt hat sich als einer der ersten Musikwissenschaftler Dietmar Elflein in seinem Buch „Schwermetallanalysen“ mit „Kompositionsstrategien, Strukturformen, Klangcharakteristika, Ensemblespiel und rhythmischen Eigenheiten“ dieser Musik beschäftigt (Frank Schäfer, Heavy-Metal-Forschung: Man tobt sich aus, ZEIT-Online 17.2.2011). „Der ideale Heavy-Metal-Song hat eine reihende Kompositionsstruktur, wobei mehr allzumeist tatsächlich mehr ist. Das heißt, Metaller präferieren eine größere Anzahl unterschiedlicher Riffs als Rocker, die sich eher auf die konventionelle, liedhafte Vers-Chorus-Struktur stützen“, sagt er (Schäfer, ZEIT-Online). „Anstelle des rhythmisch verschränkten Ensemblespiels setzt sich im Heavy Metal ein ‚paralleles Ensemblespiel‘ durch, mit dem die Gruppe als Ganzes ihr Kalkül und häufig genug auch ihre Virtuosität unter Beweis stellt. Das Kollektiv formiert sich zur ‚Energiebündelung‘ – nicht zuletzt mithilfe von Tempo- und Dynamikwechseln, von Breakdowns, Pausen etc. – und demonstriert somit die volle Beherrschung der musikalischen Form“ (Schäfer, ZEIT-Online).

Mit wissenschaftlicher Akribie beweist Elflein, „dass Heavy Metal alles andere als Prollmusik ist und dass sich seine Qualitäten eben nicht allein in den viel beschworenen Heldensoli, sondern auch in den Songstrukturen und vor allem im virtuosen Zusammenspiel zeigen“ (Schäfer, ZEIT-Online).

Gemessen an Ihrem Erfolg hat die „Schwermetall“-Musikszene diese Ehrenrettung im Grunde gar nicht nötig. Sie hat den Underground längst verlassen, ist eine Subkultur ohne Altersgrenzen und hat mit dem alljährlichen Open-Air-Festival in Wacken einen international bekannten Treffpunkt. Am 26. Februar 2011 beschäftigt sich um 22.15 Uhr wieder einmal ein TV-Beitrag mit der bunten Szene – „Wild Germany“ läuft auf ZDFNeo.

Anfang der 80er Jahre gab es auch im Kreis der Rock-Fans für einen begrenzten Zeitraum ein größeres Interesse an „Heavy Metal“. Die britsche Band „Iron Maiden“, deren drittes Album „The Number Of The Beast“ von 1982 als eine der wichtigsten Platten dieses Genres und eine Art „Blaupause“ für etliche weitere Metal-Bands gilt, veröffentlichte mit der Vorläufer-LP „Killers“ 1981 eine Platte, die durchaus auch als Meilenstein der Rockmusik angesehen werden kann. Neben zwei Instrumentalstücken findet sich auf dieser Platte vor allem extrem virtuos gespielter Rock’n’Roll, der diskothekentauglich war und ist und richtig gut „abgeht“.

In diese Kategorie gehören als Anspieltipps z.B. „Genghis Khan“ und „Drifter„. Ein richtiger Ohrwurm und Diskothekenkracher ist darüber hinaus das Titelstück „Killers“, das wir hier in einer etwas „gemächlicheren“ Version hören, wodurch die kompositorische Klasse des Stücks besonders gut zutage tritt. Alle Stücke sind Live-Versionen, da die Studio-Versionen der Iron-Maiden-Platten bei Youtube fast alle für Deutschland gesperrt sind. Übrigens: diese Musik möchte LAUT gehört werden. 🙂

Wilfried

Dietmar Elflein: Schwermetallanalysen
Die musikalische Sprache des Heavy Metal; Transcript, Bielefeld 2010; 362 S., 29,80 €

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