Coverversionen

Coverversionen, also Neufassungen eines vorangegangenen Originals durch einen anderen Künstler, sind mit der Entwicklungsgeschichte der Rockmusik ähnlich untrennbar verbunden wie die Gitarre oder das Mikrofon.

So starteten bekanntlich die Beatles oder die Rolling Stones ihre Karrieren mit Coverversionen ihrer Vorbilder. Coversionen können sich sehr weit von ihrem Ausgangspunkt entfernen wie etwa „You Keep Me Hanging On“ von den Supremes im typischen Motown-Sound, aus dem Vanilla Vudge einen zerdehnten, psychedelischen Rocker im Zeitlupen-Tempo machten, der die Rockmusik seinerseits wieder neu befruchtete.

Nicht selten werden Coverversionen erfolgreicher und bekannter als das Original, so z.B. „Black Magic Woman“ von Fleetwood Mac, das die meisten Musikhörer wohl eher von Santana kennen, oder auch „Me and Bobby McGee“, das Janis Joplin zu einem zeitlosen Evergreen machte, an dessen Status das Original von Kris Kristofferson nicht heranreicht. Bob Dylan fand gar Jimi Hendrix‘ Version seines „All Along The Watchtower“ so beeindruckend, dass er später auf der Bühne sein ursprüngliches Arrangement an das von Jimi Hendrix anpasste.

Zwar haftete Coverversionen immer ein wenig das Etikett des „Songs 2. Klasse“ an, aber dennoch lässt sich an vielen Beispielen belegen, wie die Neufassungen bekannter Songs neue Variationen in die Rockmusik einbrachten und diese weiterentwickeln halfen.

Erst in den 90er Jahren kippte das Prinzip der gegenseitigen Befruchtung von Original und Coverversion und an seine Stelle trat ein rein kommerziell motiviertes Recycling, das den „Mainstream“- oder „Radio“-Rock komplett ausdünnte und zum Teil lächerlich machte:

„Heute dagegen funktionieren die Charts nach dem Baukastenprinzip: Wie beim Zahlenmalen werden Liedzitate zu Bildern verfugt. Im Airbrush-Stil sprüht perfektionierte Mixtechnik Bewährtes mit digitalem Weichzeichner gegenwartstauglich. Nach Karaoke-Art trällern talentfreie Tanzmäuse ganze Stücke nach. Und dank polyfoner Klingeltöne hören wir sie nicht nur im Dudelfunk, sondern gleich noch vom Handy. Was in den Flegeljahren des Pop als Variante begann, wird mit jedem Plagiat zum Strukturmerkmal“ (ZEIT ONLINE, Malen nach Zahlen, 9.12.2004).

Im Internet haben sich mittlerweile Datenbanken etabliert, in denen es sich herrlich stöbern lässt:

coverinfo.de – Datenbank zum Thema Coverversionen mit über 194.000 Einträgen

secondhandsongs.com – Datenbank zum Thema Coverversionen mit über 120.000 Einträgen

Für den Einstieg in das Thema auch interessant:

Wikipedia-Artikel „Coverversion“

Jan Freitag: Malen nach Zahlen, ZEIT ONLINE, 9.12.2004

Ralph Geisenhanslüke: Die Verwurstung der Welt, ZEIT ONLINE, 28. 04 2009

Das obligatorische beispielhafte Youtube-Video kommt natürlich nicht mit der 1601. Version von „Yesterday“ :-), sondern lädt diesmal ein zu einem Ausflug in funkig-jazzige Gefilde. Carole Kings “ I Feel The Earth Move'“ von ihrer LP „Tapestry“ (1971), einer der erfolgreichsten POP-LPs aller Zeiten, deren auf Jazz, Blues und Soul basierender sanfter Rock praktisch einen eigenen Musikstil definierte, der nachhaltigen Einfluss auf die Pop- und Rockmusik hatte, ist bereits ein tolles Stück. Wenn man aber hört, was Boogaloo Joe Jones im gleichen Jahr noch alles aus dieser Komposition „herausholte“, ist man rasch geneigt, „Coverversionen“ als durchaus eigenständigen Beitrag zur Musikgeschichte anzuerkennen.

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Wilfried

1 Gedanke zu „Coverversionen“

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