ECM – Eine kulturelle Archäologie

Ende der 1960er Jahre herrschte allerorten eine große Sehnsucht nach Veränderungen im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben. Auch die Vorstellung von Musik wurde in vielen Genres gänzlich neu definiert. Ob nun in der Rockmusik im weitesten Sinne, im Soul, im Jazz – überall wurde experimentiert und es erschienen Platten, die nur wenige Jahre vorher praktisch undenkbar und unspielbar gewesen wären.

Entsprechend entstanden vielfach Plattenfirmen, die sich diesem Drang, Grenzen auszuloten oder gar zu überschreiten, verpflichteten und neue Wege gehen wollten. Eine von diesen Plattenfirmen ist heute Gegenstand einer Ausstellung im Münchner „Haus der Kunst“ (23.11.2012 – 10.02.2013). „ECM – Eine kulturelle Archäologie“ ↑ nennt sie sich und widmet sich der Plattenfirma „ECM“ ↑, deren kultureller Einfluss aus heutiger Sicht sicher kaum zu überschätzen ist.

„Das Label ECM (Edition of Contemporary Music) wurde 1969 von Manfred Eicher in München gegründet, um improvisierte und Avantgarde-Musik einzuspielen, zu produzieren und zu veröffentlichen. Als eines der ersten von Musikern geführten Plattenlabels in Europa achtete ECM auf Werktreue statt auf kommerzielle Trends und setzte mit seinen kristallklaren Aufnahmen neue Maßstäbe, was Detailtreue, Transparenz und Tiefe von Plattenproduktion angeht“ (aus der Ausstellungsbeschreibung des Museums) ↑.

Auf den ersten Blick scheint es kaum Berührungspunkte zur Rockmusik zu geben, doch die von ECM entwickelten Sounds mit ihrem klaren und transparenten Klangbild setzten überall neue Maßstäbe. Der grenzenlose Horizont von Manfred Eicher ermöglichte Plattenproduktionen, die selbst heute noch Ausrufezeichen zu setzen vermögen. Und die besondere Ästhetik der Plattencover empfinden nicht wenige als eine Art eigene Kunstgattung. Lars Müller hat mit „Ecm: Sleeves of Desire : A Cover Story“ ↑ und „Der Wind, das Licht. ECM und das Bild: Edition of Contemporary Music“ ↑ zwei atemberaubende Kunstbände mit ECM-Plattencovern herausgegeben, die dies eindrucksvoll be- und allerlei Klischees nachhaltig widerlegen können.

„Bei ihrem Streifzug durch die Geschichte von ECM zeigt die Ausstellung visuelles Material, Archivalien und Tonaufnahmen und umfasst eine große Spannbreite von Formaten – Geräusch, Musik, Fotografie, Film, Editionen u.a. Weiterhin werden Installationen und Arbeiten zeitgenössischer Künstler gezeigt, deren Erkundung von Bild und Ton neue Einblicke gewährt und Parallelen zur Arbeit von ECM aufweist. Live Performances und Konzerte sowie exklusive Kooperationen mit Künstlern, Musikern und Filmemachern ergänzen die Ausstellung“ (aus der Ausstellungsbeschreibung des Museums ↑).

Die Ausstellung „ECM – Eine kulturelle Archäologie“ im Haus der Kunst ist sicherlich ebenso anspruchsvoll wie die Musik dieses einzigartigen Plattenlabels auch, doch damalige und heutige Grenzüberschreiter sollten wirklich über einen Besuch der Ausstellung nachdenken.

Auch der Jazz-Multi-Instrumentalist Pat Metheny lässt viele seiner Platten von ECM veröffentlichen. Zusammen mit der Pat Metheny Group und mit vielen anderen Partnern hat er bisher ein Oeuvre geschaffen, das in seiner Vielschichtigkeit bestens in die ECM-Philosophie hineinpasst. Bereits 1977 hat er darüber hinaus mit der LP „Watercolours“ eine Platte kreiert, deren kristallklarer und perlender Sound auch manchen Rockfan veranlasste, sich die Platte ins Regal zu stellen – bei vielen steht sie dort noch heute …

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Pat Metheny - Sea Song from Pat Metheny on Vimeo.

Wilfried

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