Eine Welt voller Lieder

Musikfans neigen zuweilen zu extrem anmutenden Verhaltensweisen. Im vergangenen Jahr bewies dies z.B. der Brasilianer Zero Freitas, der sämtliche in allen Ländern der Erde jemals erschienene Schallplatten sein Eigen nennen möchte und seit Jahren intensiv dieses Ziel verfolgt. ZEIT ONLINE/Ze.tt ↑ berichten nun über einen 25-jährigen, der alle Lieder der Welt hören will.

Die Initialzündung für dieses Unterfangen bot die Frage „Ich kann zum ersten Mal Musik hören, was sollte ich mir anhören?“, die der von einer Schwerhörigkeit genesene User „deafstoryteller“ auf Reddit ↑ stellte. In der Folge fingen viele andere User an, ausgiebig über Musik zu diskutieren. Der User „KnowledgeJunkie“ dachte über seinen eigenen Musikkonsum nach und stellte fest, dass sein musikalischer Horizont im Grunde recht eng war und sich auf die immer gleichen 40 bis 60 Songs beschränkte.

Die aufregende Vorstellung, wie es wohl wäre, alle Lieder, die einen jemals bewegt haben, noch einmal ganz frisch und neu hören zu können, führte den User „KnowledgeJunkie“ schließlich zu der Idee, sich durch sämtliche Lieder der Musikgeschichte zu hören, ein Vorhaben, das sich mittlerweile durch vier Jahre seines Lebens zieht. Inzwischen ist er am Beginn des 20. Jahrhunderts angekommen.

Interessant ist dabei vor allem, wie sich „KnowledgeJunkie“ seinem Ziel nähert. Wichtigstes Rechercheinstrument ist dabei die Wikipedia, die insbesondere in der englischen Version mit der Timeline of musical events ↑ eine Fülle an Hinweisen bereithält. Reicht dies nicht aus, helfen Youtube, Spotify oder die National Jukebox ↑ der Library of Congress als zweitgrößte (und öffentliche) Bibliothek der Welt weiter.

Andere User mit ähnlichen Neigungen wie „Gunnar123abc“ orientieren sich weniger an Jahren, sondern an Kulturen. Auch er hört sich durch alle öffentlich zugänglichen Klangarchive, verrät mit dem Online-Radio Radiooooo ↑ aber auch einen Geheimtipp, der es in sich hat. Dieses Online-Radio bietet nämlich die Möglichkeit, sich zufallsgesteuert dekadenweise (von 1900 bis heute) durch die Musikgeschichte aller Länder der Welt hören zu können. „Radiooooo“ wird „gefüttert“ von allen, die sich anmelden und dann (komplette) Songs hochladen können. Die Musikauswahl dort ist trotz einer erstaunlichen Gefälligkeit unglaublich breit gestreut und wird alle Musikfans, die sich einen großen musikalischen Horizont bewahrt haben oder wünschen, begeistern. Versprochen.

Nicola Cruz ↑ ist so eine Entdeckung, die man durch „Radiooooo“ machen kann. Der in Frankreich geborene Sohn ecuadorianischer Eltern vermischt in seinen „Liedern“ südamerikanische Folk- oder besser Weltmusik mit elektronischen Sounds, mit denen er bereits z.B. auf dem Sonar-Festival in Barcelona, dem wichtigsten europäischen Festival für elektronische Musik, Furore machte. Das Stück „Cumbia Del Olvido“ ist ein Paradebeispiel sowohl für Nicola Cruz als auch für „Radiooooo“.

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Wilfried

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