Mash-Up?

Eine interessante Meldung erreicht uns in diesen Tagen aus dem Pink-Floyd-Universum. Die Band erstritt in London ein Gerichtsurteil, wonach ihre Konzeptalben wie „Dark side of the moon“ und „The wall“ nicht zu Einzel-Downloads filetiert werden dürfen. Das Urteil löste eine rege Diskussion über die Integrität des Künstlers aus. „Jedes Werk hat seine Zeit“ schrieb ZEIT Online „Pro Pink Floyd“, so dass (am gleichen Ort) die Gegenreaktion „Contra Pink Floyd“ nicht lange auf sich warten ließ: „Ich mache mir meinen eigenen Mix„.

Wenn man genau hinschaut, ist die Erkenntnis nicht weit entfernt, dass es sich bei der Pink-Floyd-Diskussion um einen Nebenschauplatz handelt und das es im Grunde darum geht, wie Musik heute entsteht, verkauft und konsumiert wird.

Die technischen Möglichkeiten haben die Welt der Musik extrem verändert, Grenzen wurden verschoben oder gleich ganz eingerissen. Mash-Up ist das Gebot der Stunde. Das Grundprinzip von Mash-Ups basiert auf dem Zusammenfügen von Kunstwerken, die eigentlich nicht zusammengehören. „Die Mash-up-Kultur fordert das traditionelle Verständnis des Urheberrechts heraus. Fair Use, das erweiterte Zitatrecht der amerikanischen Rechtsprechung, das nichtautorisierte Parodien ausdrücklich erlaubt, ist eine Mindestbedingung für die neue Praxis. Man kann heute nichts mehr erschaffen, so argumentieren Remixkünstler mit postmoderner Konsequenz, ohne Geschaffenes zu zitieren: Um in der digitalen Mediengesellschaft kreativ zu sein, muss man alles Bestehende miteinander kombinieren dürfen.“ (ZEIT Online, 24.06.2009)

Sicherlich entstehen mit den Möglichkeiten digitaler Techniken wie Sampling und Mash-Up zuweilen interessante Kunstwerke, die durchaus noch zur prägenden Kunstform unserer Zeit werden könnten. Ich meine aber auch, dass die Zerstörung des „Originals“ einen unangenehmen Beigeschmack hat, weil diese Kultur so ganz im Augenblick und im Konsum lebt und an der Vergangenheit und ihren Leistungen wenig Interesse hat.

Dies weitergedacht existieren nämlich irgendwann keine „Originale“ mehr, sondern nur noch Kopien von Kopien von Kopien … Wie flach im Sound und ideenlos in der Konzeption aktuelle Musik schon heute klingt, zeigen z.B. vom Feuilleton so hochgelobte Bands wie „Hot Chip“ oder „Vampire Weekend“.

Wenn eine Band schon an den Grenzen ihrer Zeit rütteln will, sollte sie es vielleicht eher tun wie die ganz frühen Pink Floyd (noch mit Syd Barrett an der Gitarre). Im folgenden Youtube-Video wird recht deutlich, was bei den ersten Live-Auftritten der Band „abging“ (hier im März 1967 mit einer besonders irren Version von – vermutlich – Interstellar Overdrive) und wie hier zusehends „Grenzen“ verschoben wurden. Es stammt aus einem deutschen Film mit dem Titel Die Jungen Nachtwandler, einer Dokumentation über die britische Musikszene in den sechziger Jahren. Absolut schön auch, was der Regisseur Edmund Wolf über das Publikum und den legendären UFO-Club sagt – die Stimmung der Zeit wunderbar auf den Punkt gebracht und fast so etwas wie ein verspätetes Leitmotiv für die Diskotheken-Ausstellung im Schlossmuseum Jever.

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Wilfried

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