R.I.P. Roky Erickson

Roky Wer? wird so manche(r) nun fragen, doch für viele andere ist der Tod von Roky Erickson ein überaus großer Verlust. „Geliebtes Alien“ ↑ schreibt Andreas Borcholte anspielungsreich in seinem Nachruf auf Spiegel Online, und ja – man wird und muss ihn vermissen.

Vielleicht ist es sogar noch vor seiner Musik sein tragisches Lebensgeschick, das Roky Erickson zu einer Underground-Ikone werden ließ. Er war so etwas wie ein Gefangener und Getriebener seiner Zeit, meinte sich zu erinnern, in den 1960er Jahren etwa 300 LSD-Trips geschluckt zu haben, wobei nicht ganz klar geworden ist, ob er sie alle auf einmal genommen haben könnte. Bekommen sind sie ihm jedenfalls nicht. Seine Aufenthalte in mehreren so genannten „Psychiatrischen Kliniken“ und deren damalige Behandlungsmethoden machten alles noch viel schlimmer. Insbesondere das texanische „Rusk State Hospital for the Criminally Insane“ können sich sicher diejenigen am besten vorstellen, die den Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ kennen. Jahre voller schizophrener Schübe und wirrer Phantasien folgten, bis schließlich 2001 sein jüngerer Bruder Sumner für ihn das Sorgerecht übernahm und ihn langsam aber sicher wieder ins Leben zurückholte und es erdete.

Gestartet als Sänger und Gitarrist der „The 13th Floor Elevators“, deren Psychedelic-Rock er mit seiner Stimme und seinen bereits damals wahnhaften Texten entscheidend geprägt hat, veröffentlichte er auch später Platten, in denen Genie und Wahnsinn ganz eng beieinanderlagen – Platten voller Paranoia wie etwa „I Think Of Demons“ und „The Evil One“ gelten nichtsdestotrotz heute als Meisterwerke, ebenso wie sein Americana-Spätwerk „True Love Cast Out All Evil“, in dem er sich noch einmal von einer ganz neuen musikalischen Seite zeigte.

Seit 2005 war Roky Erickson wieder auf Bühnen und später auf Tourneen präsent und wurde von seinen Fans überall mit großer Wiedersehensfreude begrüßt. Man lese stellvertretend nur den Artikel „Dämonisch, ergreifend“ ↑ von Volker Lüke im „Tagesspiegel“ über seinen Auftritt im Berliner Club „White Trash“ 2016, der ihn in eine Reihe mit John Lennon und Lou Reed stellt: Authentizität, Tragik, Relevanz – das komplette „Gegenmodell“ zu vielen durchkalkulierten Bands des „Overgrounds“. Musiker wie Roky Erickson gab und gibt es nur in der Rockmusik – und das wird diese sicher allen Unkenrufen zum Trotz noch lange lebendig halten.

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Wilfried

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