Und NACH den Musikclubs?

Wenn sich Museen mit einem kulturellen Phänomen beschäftigen, deutet dies nicht selten darauf hin, dass dieses Phänomen im Verschwinden begriffen ist. Die Diskotheken-Ausstellung im Schlossmuseum Jever hat sich (im Gefolge einiger größerer und kleinerer Ausstellungen zur Rockmusik in Deutschland) zum ersten Mal in einem größeren Rahmen mit den „Diskotheken, Musikclubs und Tanzschuppen“ in einer Region (hier der Weser-Ems-Region) beschäftigt. Die Ausstellung porträtierte den auch eine Reihe von Läden, die zunehmend in Vergessenheit geraten waren oder bereits nicht mehr existierten.

Ohne Zweifel hat die Zahl der Ausstellungen, die sich der Geschichte von Musikclubs widmen, weiter zugenommen. Erst im Februar diesen Jahres ging die Ausstellung „Kölner Clubs früher und heute“ des Musikarchivs NRW ↑ zuende, die sich schwerpunktmäßig mit den Diskos „Basement“, „Underground“ und „Luxor“ beschäftigte. Aktuell und noch bis zum 9. September 2018 läuft im Vitra Design Museum Weil am Rhein die Ausstellung Night Fever. Design und Clubkultur 1960 – heute ↑, die „Aufnahmen aus 50 Jahren Feierkultur versammelt, die den Dancefloor als Kulminationspunkt von Politik, Musik, Mode und Architektur und als einen Ort flüchtiger Utopien zeigen“ (ZEIT Online, 06.04.2018, Clubkultur: Die Party ihres Lebens ↑).

Nicht minder interessant scheint die Ausstellung Michael Abramson: Tales from the South Side. 1970’s Chicago Clubs ↑ in der Londoner „MMX Gallery“ zu sein, die noch bis zum 6. Mai 2018 Aufnahmen des Fotografen Michael Abramson aus einer schon ganz und gar vergangenen und verlorenen Zeit präsentiert. Dagegen und trotz des Titels 50 Jahre Paradiso ist die Ausstellung im Amsterdam Museum (noch bis zum 19. August 2018) über diese niederländische Club-Institution wohl mehr der Gegenwart zugewandt und zeigt einen Musikclub, dessen kulturelle und soziale Kraft und Ausstrahlung ungebrochen zu sein scheint.

Nachrufe auf die Kultur der Musikclubs sind diese Ausstellungen nicht, noch gibt es ja immer wieder Neugründungen und viele Clubs sind lebendig und agil. Aber schon der Open Club Day vor einigen Wochen hat daran erinnert, dass es sich bei den heutigen Musikclubs um eine bedrohte Spezies handelt. Hohe (und teure) Sicherheitsauflagen der Behörden und ständig steigende Abgaben (Steuern, Versicherungen, Gema, Künstlersozialkasse) stehen einem zunehmend weniger verzehrenden oder gar ausbleibenden Publikum gegenüber, so dass der kostendeckende Betrieb eines solchen Clubs auch mit dem größten Einsatz und dem Herzblut der Betreiber immer weniger möglich ist.

In Großbritannien hat das Sterben von Lokalen und Veranstaltungsräumen mit Live-Musik bereits ein so großes Ausmaß angenommen – deren Zahl ging in den vergangenen zehn Jahren um ein Drittel zurück -, dass sich mittlerweile Prominente wie Paul McCartney zu Wort melden ↑ – „Wenn wir Musik auf dieser Ebene nicht unterstützen, ist die Zukunft der Musik allgemein in Gefahr“ – und staatliche Fördermaßnahmen für die Musikkultur fordern.

Noch gilt das, was die Macher der Club-Design-Ausstellung in Weil zu den Musiclubs festgestellt haben – „Sie schaffen Räume für intensive und multimediale Erfahrungen, die bis heute in keiner anderen Umgebung erlebt werden können“ – aber die Tendenzen hin zu ganz neuen Formen der Musikkultur und des Musikgenusses sind einfach nicht mehr zu übersehen. Musikclubs werden nach und nach von der Bildfläche verschwinden. Das Internet bietet schon heute zahlreiche Möglichkeiten, sich live Musik anzuhören oder sich mit anderen über Musik auszutauschen. Und was NACH den Muskclubs kommt oder kommen kann, verdeutlicht z.B. die Website djparty.fm ↑: „Die Website djparty.fm ist eine Art virtuelle Partymeile. Hier kann jeder online vorbeischauen und sich kostenlos Musik anhören, gemeinsam mit anderen – oder auch alleine. Einfach unter djparty.fm kostenlos anmelden und die Spezial-Software laden, wenig später landet man im größten virtuellen Musik-Club der Welt. Man kann sich Musik anhören – oder selbst Musik „auflegen“. Jeder kann zum DJ werden – und alle anderen hören zu“ (Frankfurter Neue Presse, 02.01.2012, Virtueller Musik-Club zum Musik hören und machen ↑).

Genießen wir also die Zeit, die wir noch in den Musikclubs verbringen können, heute z.B. mit einer Auswahl aus der „Indie-Disco“ mit rockigen Dance-Grooves der Extraklasse: Arctic Monkeys “ I Bet You Look Good On The Dancefloor“, Foals „My Number“, The Stone Roses „Fools Gold“ und Queens Of The Stone Age „No One Knows“.

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Wilfried

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