Der Sound der Städte

Dass jede Stadt ihren eigenen Klang hat, ist praktisch eine Art Binsenweisheit und klingt durchaus logisch. Im vergangenen Jahr haben sich einige Menschen daran gemacht, diesem besonderen Sound der Städte ein wenig auf den Grund zu gehen. So sammelte die New York Times ↑ eine Reihe von „Soundtracks“ zu einigen wichtigen Gebäuden der Stadt, die unser Verständnis von Hörerlebnissen auf eine ganze neue Stufe heben.

Nahezu zeitgleich fragte die Initiative Zukunftsstadt ↑ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „Welchen Klang verbinden Sie mit Ihrer Stadt?“ und sammelte im Rahmen von fünf Themenfeldern Beispiele für die urbane Akustik von der Straßenmusik über den Verkehr bis hin zu spielenden Kindern und singenden Vögeln. Interessant macht diese Initiative vor allem das Themenfeld „Stadthits und Stadtmusik“, in der viele Informationen zusammengetragen wurden über Künstler, die für das Lebensgefühl ihrer Städte den richtigen Ton gefunden haben. Und andererseits lieferten Städte eben auch Inspirationen für hunderte Hits.

Den schönsten Beitrag zu der Musik in den Städten schufen aber die beiden Autoren Ole Löding und Philipp Krohn, die mit ihrem Buch Sound of the cities ↑ eine „popmusikalische Entdeckungsreise“ durch 24 Städte unternehmen und dabei einen Zugang zur Geschichte der Rockmusik anbieten, den es so vorher noch nicht gegeben hat:

„Wurde der Punk in London oder Detroit erfunden? Ist Liverpool wirklich die »Capital City of Pop«? Warum entstand der Grunge in Seattle? Philipp Krohn und Ole Löding glauben fest, dass Städte die Musik beeinflussen, die in ihnen entsteht. Ob Rock oder Pop, Soul oder Elektro. Auf der Suche nach Belegen für diese These haben sie Mitglieder von weltberühmten Bands wie The Velvet Underground, Genesis oder Einstürzende Neubauten ebenso befragt wie einflussreiche Produzenten, Nachwuchskünstler und Plattenladenbesitzer.
In legendären Clubs und stickigen Backstageräumen, an historischen Plätzen und während persönlicher Stadtführungen, in Aufnahmestudios und Proberäumen haben sie sich von Musikern und Musikexperten ihre Stadt zeigen und erklären lassen. Playlists der 500 wichtigsten Songs und Adressen zentraler popmusikalischer Sehenswürdigkeiten ergänzen die Städteporträts. Ein Buch, das neben keiner Plattensammlung fehlen darf – eine einzigartige Mischung aus Popgeschichte, Erlebnisbericht, Reiseführer und Liebeserklärung an Musikmetropolen und ihren Sound.“

Die Rock-und-Pop-Musik hat in ihrer etwa 60-jährigen Geschichte an vielen Orten ihre Spuren hinterlassen und die Alltagskultur in so mancher Stadt mehr geprägt als z.B. politische oder künstlerische Ereignisse. In manchen Städten existieren alternative Stadtführungen, die auf mehr oder weniger launige Art und Weise zu den (rock-)musikalischen Ecken führen, zu den Clubs, Plattenlabeln oder -läden, die doch auch Teil der Kulturgeschichte waren und sind. In Berlin z.B. haben die Berlin Musictours ↑ gerade die Berliner Jahre von David Bowie zum Schwerpunkt erhoben und bieten viele Führungen zu den einschlägigen Plätzen an. Und in Hamburg kann man etwa bei Hempel’s Beatles-Tour ↑ mitmachen oder bei der Kiez-Geh-Rock-Revue ↑ eine ganz besondere Reeperbahn-Tour erleben.

In England scheint man mit den rockmusikalischen Stadtführungen schon etwas weiter zu sein. Insbesondere in London werden bereits eine ganze Reihe von „Insider-Führungen“ wie der Rock’n’Roll Walk ↑ oder die London Rock Music Tour ↑ angeboten, aber der wahre Clou sind doch die England Rocks ↑, eine Art Rockreise durch England, in der man mittels einer vom englischen Fremdenverkehrsamt herausgebenen Karte mit über 100 Adressen aus der Rockgeschichte des Landes seinen Idolen gleichsam „nachpilgern“ kann. Weitere Tipps sind überaus willkommen!

Der „Bowie Berlin Walk“ der „Berlin Musictours“ kommt genau im richtigen Moment, denn David Bowie ist durch die große Wanderausstellung „David Bowie Is“ (derzeit in Groningen) und durch seine neue Platte „Dark Star“ immer noch/wieder groß im Gespräch. Zweifellos sind die Berliner Jahre mit den Alben „Low“, „Heroes“ und „Lodger“ eine wichtige Zeit für den Künstler wie für die Rockmusik gewesen, denn heute erkennt man die innovative Kraft dieser Berlin-Trilogie deutlicher als zu ihrem erstmaligen Erscheinen. „Sound and Vision“ von „Low“ ist ein Klassiker der progressiven Diskos der 1970er Jahre und wurde natürlich gisbertseidank auch auf den DJ-Nights gespielt.

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Wilfried

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