Wer nicht in Heidelberg, Hannover oder Hamburg lebt, hat den „Open Club Day“ ↑ am vergangenen Samstag (03.02.2018) vermutlich gar nicht zur Kenntnis genommen. Der „Open Club Day“ ist eine europaweite Initiative des europäischen Netzwerkes Live DMA ↑, das die (Live-)Aktivitäten von Musikclubs unterstützen und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen will.
Am in diesem Jahr erstmals stattfindenden „Open Club Day“ öffneten Musikclubs und Konzertbetriebe in ganz Europa ihre Türen für alle interessierten Besucher, die einmal einen Blick hinter die Kulissen der manchmal geheimnisumwitterten Clubs werfen wollten. Die Clubs hatten dadurch die Gelegenheit, sich und ihre vielfältigen Programme, unter denen durchaus manche kulturell-pädagogischen Aktivitäten oder die Unterstützung der Nachwuchsszene eine viel größere Aufmerksamkeit verdienen, in ein helles Schlaglicht zu stellen.
Den Clubs ging es dabei auch darum, aufzuzeigen, das ein Club oder Konzertbetrieb ein äußerst attraktiver Arbeitgeber sein kann und das mannigfache Berufe hinter so einem Clubbetrieb stehen. Vor allem aber war und ist der „Open Club Day“ eine besondere Gelegenheit, einmal das Bewusstsein für die Relevanz all dieser Clubs zu schärfen, für die dort (oft ehrenamtlich) geleistete Arbeit, für die Leidenschaft, mit der die Betreiber bei der Sache sind.
Was oft nicht erkannt wird, ist ja die Tatsache, dass Clubs sehr oft maßgeblich zur Attraktivität und Lebendigkeit ihrer Umgebung beitragen, viele gleichgesinnte Menschen zusammenbringen und überhaupt künstlerische und kulturelle Aktivitäten erst begründen und damit zugänglicher machen.
Das Konzept des „Open Club Days“ stammt ursprünglich aus der Schweiz, die damit bereits seit 2015 sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Daraus eine europaweite Einrichtung zu machen, ist ein Schritt in die richtige Richtung – denn, wie ein Artikel in der FAZ zum „Open Club Day“ sehr eindringlich aufzeigt („Kampf der Kulturen“, FAZ, 03.02.2018, S.19): viele Clubs sind in ihrem Fortbestand bedroht und haben der grassierenden Gentrifizierung und dem Furor der Investoren oft nichts gleichwertiges entgegenzusetzen. Insgesamt öffneten 125 Musikclubs und Konzerthäuser aus 11 Ländern anlässlich des „Open Club Days“ ihre Türen für alle – immerhin das macht Mut und gibt ein wenig Hoffnung für die Zukunft.
Der Hamburger Musikclub „Molotow“ ↑ – auch schon oft in seiner Existenz bedroht – gehört vielleicht zu den attraktivsten und besten Musikclubs Deutschlands. Die thematisch breitgefächerten DJ-Nights und die rein lustgesteuerte Bandauswahl des Clubs sind bereits legendär – eine Schließung des „Molotow“ (und natürlich all der anderen auch) mag und kann man sich nicht vorstellen. „The Wake Woods“ aus Deutschland und „The Tomboys“ aus Japan – beide Bands spielen 2018 im „Molotow“ – haben einen alles andere als modernen Sound, belegen aber eindrucksvoll die immerwährend scheinende Faszination der elektrisch verstärkten Vibrationen von vier, sechs oder manchmal auch mehr Stahlsaiten, die aus gutem Grund immer neue Generationen (weltweit, Männer wie Frauen) befällt und auf und vor der Bühne für diesen unvergleichlichen Spaß sorgt, ohne den wir doch alle nicht leben könnten … 🙂
Wilfried