Transsylvania Phoenix

Mit dem Bandnamen „Transsylvania Phoenix“ und dem Song „Gypsy Storie“ konnten wohl die wenigsten etwas anfangen, auch wenn die Sendung „When I Was Young. Eine Hommage an die Musik der progressiven Discotheken in Weser-Ems“ (in diesem Fall vom 15. Oktober 2018) von Werner Martin (jeden 3. Montag auf O1) sicherlich in erster Linie von „Insidern“ gehört werden dürfte.

Vielleicht gab es aber doch einige Hörer gleich mir, deren Erinnerungen zu einem warmen Sommerabend Ende August 1977 ins „Gulfhaus“ in Vechta zurückkehrten, als die „rumänische Antwort auf Jethro Tull“ auf der dortigen kleinen Bühne stand. Eine abenteuerliche Geschichte umwehte diesen Abend. Erst kurz vorher war die Band, die Mitglieder eingepfercht in große Marshall-Boxen, in einer gefährlichen Flucht quer durch gleich vier der damaligen „Ostblock“-Staaten ins deutsche Exil gelangt und knapp Auftrittsverboten und staatlicher Verfolgung in ihrem Heimatland entgangen.

Die Musik der Band – eine Mischung aus Prog- und Folkrock, kam bei den Besuchern gut an, so gut, dass die Band ihre Anlage gleich stehen ließ und am folgenden Sonntagnachmittag das Konzert einfach wiederholte, bei freiem Eintritt. Wer kommen wollte, konnte kommen, was wir damals als kleine Sensation werteten, denn die sonntagnachmittägliche Ödnis und Langeweile in einer norddeutschen Kleinstadt der 1970er Jahre kann sich vermutlich heute kaum noch jemand vorstellen …

Anders als die vergleichbaren „Omega“ aus Ungarn schaffte es die Band damals nicht, in Deutschland Fuß zu fassen. Obwohl in den 1970er Jahren eine Reihe von sehr guten Platten veröffentlich worden war, entsprach der zuweilen recht kantige Sound und die tiefe Verwurzelung in der rumänischen Folklore und Sprache sicher nicht dem gängigen Mainstream. Erst sehr viel später erfuhr die Band bei uns wie auch in Rumänien die längst fällige Anerkennung.

Als Anspieltipps sollten mindestens die drei LPs „Cei ce ne-au dat nume“ (1972), „Cantafabule“ (1975) und „Transsylvania“ (1981) genannt werden, die das musikalische Spektrum von „Transsylvania Phoenix“ oder kurz „Phoenix“ besonders gut widerspiegeln: „Gypsy Storie“ entstammt dem Album „Transsylvania“, während der lange Jam „Balada ‚Negru Vodă'“ von „Cei ce ne-au dat nume“ eines der Highlights aus dem Gulfhaus-Konzert war, wenn ich mich recht erinnere.

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Wilfried

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