Klaus Dinger (Neu!) hat uns bereits im März 2008 verlassen, nun ist vor einigen Tagen auch Ex-CAN-Schlagzeuger Jaki Liebezeit verstorben. An diesen beiden Musikern und ihrem Schaffen lässt sich der mittlerweile weltweite Einfluss des Krautrocks der 1970er Jahre besonders gut erkennen und belegen.
Was rockmusikalische Neuerungen anging, war die Richtung über viele Jahre klar – englische und amerikanische Bands setzten die Trends und gaben die Entwicklung vor. Anfang der 1970er Jahre änderte sich dies jedoch grundlegend. Klaus Dinger und Jaki Liebezeit gelten als die Väter des Motorik-Beats, eines besonderen Rhythmus im 4/4 Takt, der zu einem der Markenzeichen des Krautrocks werden und weit in die Welt hinausstrahlen sollte. Typisch für diesen Beat ist ein durchgehender, pulsierender, trance-artiger Rhythmus, der sich durchaus 10 oder 20 Minuten lang wenig oder gar nicht änderte. Motorik-Beats finden sich auch bei vielen anderen Krautrock-Bands, vor allem aber bei NEU!, Kraftwerk, Faust und CAN.
Warum gerade Jaki Liebezeit, der seine musikalische Laufbahn als Freejazzer begann, zu diesem „monotonen“, repetetiven Spiel fand, bleibt etwas unklar, obwohl er selbst erklärte, dass ein fulminanter LSD-Trip ihn darauf brachte, „einfacher“ zu spielen. In Deutschland hat man seine Beats nie so recht begriffen, im internationalen Maßstab beriefen/berufen sich aber Bands und Künstler wie Depesche Mode, David Bowie, Stereolab oder Radiohead auf seinen Einfluss, von den zahllosen Indie-Bands in aller Welt ganz zu schweigen, die sich immer wieder von den Rhythmen der „MenschMaschine“ begeistern und inspirieren lassen.
Trotz der vermeintlichen Einfachheit macht das Schlagzeugspiel von Jaki Liebezeit auch genau den Unterschied zu den modernen Rhythmus-Maschinen aus, denen schlichtweg die Seele fehlt, ohne die Musik nicht wirklich funktionieren kann.
Zeit also, mal wieder in einige CAN-Songs hineinzuhören, weitere Erklärungen sind dann nicht mehr nötig … meine Auswahl fällt diesmal auf „Halleluwah“ („Tago Mago“), „Vitamin C“ („Ege Bamyasi“) und „Millionenspiel“ („Lost Tapes“), viele andere Songs sind auch möglich, ich weiß. 🙂
Wilfried